
ChatGPT verarbeitet täglich durchschnittlich 200 Millionen Anfragen und verbraucht dabei so viel Energie wie 17.000 amerikanische Haushalte in einem einzigen Tag[1]. Angesichts des steigenden Energiebedarfs und der zunehmenden CO2-Emissionen suchen Unternehmen nach Möglichkeiten, den negativen Einfluss ihrer Technologien auf die Umwelt zu reduzieren. Green Coding und die Aufklärung der Nutzer über ihren IT-Konsum sind dabei immer mehr im Fokus. Dieses Thema hat das Unternehmen WithSecure genauer untersucht.
Die Internationale Energieagentur schätzt, dass der Energiebedarf von Rechenzentren, Kryptowährungen und künstlicher Intelligenz in zwei Jahren auf bis zu 1000 Terawattstunden (TWh) ansteigen könnte – das entspricht dem Jahresverbrauch Japans[2]. Um diesen alarmierenden Prognosen entgegenzuwirken, setzen Technologieunternehmen auf Initiativen, die die Entwicklung von Software umweltfreundlicher gestalten. Ein Beispiel hierfür ist das W/Sustainability-Programm von WithSecure.
Ökologisches Programmieren: Green Coding
Ein wesentlicher Bestandteil des Programms ist das sogenannte Green Coding, das auf die Optimierung der Ressourcen abzielt, die bei der Entwicklung von IT-Tools eingesetzt werden. „Grüner“ Code arbeitet effizienter und benötigt dadurch weniger Prozessorleistung und Speicher, was wiederum den Energieverbrauch reduziert. Durch durchdachtes Programmieren kann unnötiger Code vermieden, die Anzahl der ausgeführten Operationen reduziert und die Datenverarbeitung optimiert werden. So können Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck senken.
Energieeffizienz durch Nutzerverhalten
Die Optimierung des Codes ist ein wichtiger Schritt, doch auch das Nutzerverhalten spielt eine wesentliche Rolle beim Energieverbrauch von Technologien. Beispielsweise entscheiden wir beim Ansehen von Filmen in Streaming-Diensten, in welcher Auflösung diese angezeigt werden. Je höher die Auflösung, desto mehr Daten müssen verarbeitet werden, was einen höheren Energieverbrauch bedeutet – sowohl auf Servern als auch auf den Geräten, auf denen der Film abgespielt wird.
– Unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten haben Auswirkungen auf die Energieeffizienz von Software. Sie beeinflussen die Anzahl der Operationen und Berechnungen, die ein Gerät ausführen muss, und somit den gesamten Energieverbrauch, erklärt Leszek Tasiemski, Cybersecurity-Experte und VP bei WithSecure.
Bewusstsein der Nutzer stärken
Das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Software und dem Energieverbrauch stand im Mittelpunkt einer Untersuchung, die das Team von Tasiemski Ende 2023 durchgeführt hat. Teilnehmer waren Kunden des Unternehmens, die ein Cybersecurity-Tool nutzen, das es ihnen ermöglicht, die angezeigten Parameter ihres Nutzerprofils an die Bedürfnisse ihres Unternehmens anzupassen. Die Forscher untersuchten, inwieweit Informationen über den Energieverbrauch bestimmter Softwarefunktionen die Entscheidungen der Nutzer beeinflussen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Thema nachhaltige Nutzung von IT-Tools bei den Kunden auf großes Interesse stößt und sie darüber informiert werden möchten, wie ihre Konfigurationen die Energieeffizienz beeinflussen.
– Nutzer sollten sich bewusst sein, dass selbst die kleinste Änderung der Einstellungen in der Software die Menge der verbrauchten Energie beeinflusst. Daher ist es wichtig, bei der Gestaltung von IT-Tools Funktionen zu integrieren, die den Einfluss von Einstellungen auf die Umwelt überwachen. Vor allem in der Cybersecurity-Branche ist das entscheidend, da bestimmte Einstellungen mehr Energie erfordern, aber auch den Schutz vor Cyberangriffen erhöhen können, fügt Tasiemski hinzu.
Wachsende Nachfrage nach grünen Kompetenzen
Mit der zunehmenden Verpflichtung der Unternehmen zu Nachhaltigkeit steigt auch die Nachfrage nach Green Coding. Die ab 2024 geltende EU-Richtlinie CSRD fordert Unternehmen auf, detailliert über ihre Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit, CO2-Reduktion und Klimaanpassung zu berichten. Große Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern müssen ab 2025 berichten, ab 2026 sind auch kleinere Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern betroffen.
Um diesen Umweltanforderungen gerecht zu werden, suchen immer mehr Unternehmen nach Mitarbeitern mit sogenannten grünen Kompetenzen. Ein Bericht von ManpowerGroup zeigt, dass fast vier von fünf IT-Unternehmen weltweit (77%) nach Kandidaten suchen, die die Notwendigkeit der Umsetzung nachhaltiger Lösungen verstehen[3]. Auch die Arbeitnehmer legen zunehmend Wert auf eine umweltfreundliche Unternehmenspolitik: 62% der Befragten prüfen die „grüne“ Reputation potenzieller Arbeitgeber, und jeder dritte Bewerber (35%) berücksichtigt dies bei der Entscheidung für einen Job.
Green Coding und die Sensibilisierung der Nutzer sind wichtige Schritte, um die Umweltbelastung durch Technologie zu reduzieren. Mit nachhaltigem Programmieren und bewussterem Konsum können Unternehmen und Nutzer gemeinsam dazu beitragen, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken.